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Olga Kolmogorov
Olga Kolmogorov09.03.2014  с помощью Facebook
Jürgen Todenhöfer
Gauck und Joffe- die Welt braucht Vermittler, keine Kriegstreiber. Der Herausgeber der ZEIT Josef Joffe hat vor ein paar Tagen mein Buch "Du sollst nicht töten" scharf kritisiert. Auf einer ganzen Seite. Joffe ist einer der profiliertesten Journalisten und Intellektuellen Deutschlands. Er war einst leidenschaftlicher Befürworter des Irakkrieges sowie des Afghanistankrieges. Und Anhänger eines massiven Militärschlages gegen Iran. Ihr seht, das Imperium schlägt zurück. Joffe, der mich manchmal auch "Vulgärpazifist" nennt, schreibt, "mein Pazifismus sei ein zentraler Denkfehler". Ich hätte eine "absonderliche Sympathie für Gewalttäter gegen Israel und Amerika" Das heißt, ich sei Terroristenfreund und so weiter. Kritik in einer Demokratie ist wichtig. Deshalb zahle ich nicht mit gleicher Münze zurück. Ich nenne Joffe nicht einen Vulgärbellizisten oder 'intellektuellen Kriegstreiber' Aber ich frage mich: Warum verteidigen einige mächtige und gescheite Leute unseres Landes - von Gauck bis Joffe - seit einiger Zeit so engagiert den Krieg gegenüber dem Frieden? Deutsche Neocons, die noch nie in einem irakischen oder afghanischen Krankenhaus sterbende Menschen gesehen haben. Die noch nie einen Krieg am eigenen Leib erlebt haben. Die immer nur das Leben anderer riskieren, nie das eigene. Die aus dem Desaster in Afghanistan, Irak oder Libyen nichts, aber auch gar nichts gelernt haben. Ist man ein pazifistisches Weichei, wenn man den Krieg als einen Irrweg der Menschheit ansieht? Wenn man, wie mein Sohn Frederic sagt, "Krieg ist Scheiße"? Gibt es zur Lösung der Krisen im Mittleren Osten und in Afrika wirklich nichts Klügeres als militärische Interventionen? Der große deutsche Reichskanzler Bismarck - der "eiserne Kanzler" - stand während der hochexplosiven Balkankrise Ende des 19. Jahrhunderts vor derselben Frage. Während andere europäische Mächte auf dem Balkan intervenierten, übernahm Deutschland die Rolle des "ehrlichen Maklers", des "Hüters des kontinentalen Friedens". Kategorisch lehnte Bismarck weitere Kriegsbeteiligungen Deutschlands ab. Im Reichstag erklärte er, die Balkanfrage, sei nicht "die gesunden Knochen eines einzigen pommerschen Musketiers" wert. Gleichzeitig baute er zur Vermeidung einer Verwicklung Deutschlands in Kriege ein ausgeklügeltes Bündnissystem auf. Einschließlich des legendären Rückversicherungsvertrags mit Russland. Seine Nachfolger gaben diese behutsame Politik auf. Sie landeten im 1.Weltkrieg. Die heutigen Befürworter militärischer Interventionen könnten viel von Bismarck lernen. Männern wie Gauck und Joffe zu folgen, jedoch führt ins Chaos. Wir sollten wieder die Rolle des ehrlichen Maklers übernehmen. Wir haben genug Kriege geführt. Dass Frieden möglich und kein naiver Traum ist, haben drei historische Ereignisse gezeigt: Die Einigung der europäischen Staaten, die sich vorher Jahrhunderte lang bekriegt hatten - durch Verhandlungen, Die friedliche Beendigung des angeblich unlösbaren Ost- West-Konflikts zwischen der Sowjetunion und dem Westen - durch Verhandlungen. Die Nuklearvereinbarungen mit Iran - durch Verhandlungen. Frieden ist möglich. Doch dazu braucht man kluge und mutige Politiker. Keine Kriegstreiber, die in der warmen Stube sitzen und Kriegslieder singen. Euer Jürgen Todenhöfer PS: Joffe behauptet, hinter meiner Arbeit für friedliche Lösungen stecke ein "hübsches Geschäftsmodell". Der Fairness halber unterstelle ich, dass Joffe auch hier nicht weiß, wovon er redet. Mit den Honoraren meiner Bücher habe ich ein Waisenhaus in Afghanistan, ein Krankenhaus für HIV-infizierte Kinder im Kongo, Prothesen im Irak und in Syrien finanziert und Dutzenden Einzelpersonen und Familien mit eigenem Geld geholfen. Die letzten drei Jahre waren für mich extrem teuer und hart. "Nicht nur finanziell, auch menschlich, sehr geehrter Herr Joffe!"